Erlebnisse

Ehrenamtlich im Lighthouse Welcome Center® tätig zu sein, beinhaltet nicht nur die Weitergabe von Informationen oder Beantwortung von Fragen. Es bedeutet auch, früher mit den ankommenden Geflüchteten und jetzt mit den dort länger lebenden Bewohner*innen einzigartige Momente und Erfahrungen zu teilen. Inzwischen gibt es unterschiedlichste Erlebnisse, die Ehrenamtliche während ihrer Zeit dort sammeln. Einige entschieden sich, diese Geschichten mit uns zu teilen…..


„Es ist ein Ort, an dem sich die Menschen wirklich wohl und glücklich fühlen können.“

Zuckerfest mit Can, Bundesfreiwilliger

Can war im Jahr 2023 als Bundesfreiwilliger am Lighthouse Welcome Center tätig und hat uns zum Abschied noch einen Gruß geschrieben:

„Es war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Das Lighthouse Welcome Center ist ein Ort, an dem sich die Menschen wirklich wohl und glücklich fühlen können. Am Lighthouse können viele Menschen gemeinsame Veranstaltungen besuchen, Kaffee und Tee kochen und Zeit mit einem herzlichen Gespräch verbringen. Die Menschen am Lighthouse sind immer verständnisvoll und freundlich.

Das Lighthouse Welcome Center wird mir immer als ein wunderbarer Ort in Erinnerung bleiben.

Ein Ort, den jede*r unbedingt einmal besuchen sollte.“ – Can


„Ich blicke zurück auf sechs Wochen voller Wärme, Zusammenhalt, Lachen und Sonnenschein!“

Christina, Praktikantin

„Mein Praktikum im Lighthouse geht zu Ende und ich blicke auf viele schöne Erfahrungen, die mir in Erinnerung bleiben werden, zurück.

Für mich waren es vor allem die kleinen Momente des Zusammenseins, die diese Zeit geprägt haben: gemeinsames Tanzen zu der Musik aus dem Heimatland, mit 10 Leuten aus verschiedenen Ländern UNO spielen, oder Kindern kleine Tattoos auf den Arm kleben, die diese dann stolz allen anderen am Lighthouse zeigen.

Ich blicke zurück auf sechs Wochen voller Wärme, Zusammenhalt, Lachen und (zum Glück auch) Sonnenschein!

Bald geht mein Studium weiter, aber die Erinnerungen werden bleiben. Danke für die schöne Zeit!“ – Christina


„Ich bin jeden Tag gerne ins Lighthouse gefahren“

Kilians Abschied am Ligthouse

Am Montag 25.07.2022 hatte Kilian seinen letzten Arbeitstag als Bundesfreiwilliger bei uns. Zum Abschied hat er uns eine Nachricht verfasst.

„Hallo zusammen!

Wie einige sicher schon mitbekommen haben, hatte ich am Montag meinen letzten Tag als Bundesfreiwilliger am Lighthouse. Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen und ich möchte mich bei euch allen bedanken! Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht mit euch zusammen zu arbeiten und ich bin jeden Tag gerne ins Lighthouse gefahren.. <3 Ich werde jetzt erst mal zwei Monate Urlaub haben und ab Oktober wieder zu studieren beginnen und München verlassen, trotzdem möchte ich versuchen, als Ehrenamtlicher ab und zu am Lighthouse vorbeizuschauen, vielleicht sieht man sich ja! Liebe Grüße, Kilian“


„Ich bin sehr dankbar“

Katharina, Bufdi

Am 25.02.21 hatte Katharina ihren letzten Arbeitstag. Sie war von September 2020 bis Februar 2021 Bundesfreiwillige beim Lighthouse.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Zeit so viele tolle Menschen kennenlernen durfte. Die Geflüchteten, die man immer mit Informationen, einem Gespräch oder Tee unterstützen kann, aber auch die vielen Ehrenamtlichen, von denen ich so viel lernen konnte.“

Ganz vom Lighthouse trennen möchte sich Katharina nicht. Sie wird uns weiter als Ehrenamtliche unterstützen, worüber wir uns sehr freuen!


„Ich wollte schon lange Kontakt haben zu geflüchteten Menschen, aber es hatte sich einfach nie ergeben“

Vincent, Praktikant

Vincent hat gerade ein dreimonatiges Praktikum im Lighthouse hinter sich. Es hat ihm gut gefallen.

„Wo hat man denn die Möglichkeit mit so vielen unterschiedlichen Menschen Gespräche zu führen?“


„Ich hatte vorher keine Berührungsängste, aber jetzt bin ich auf alle Fälle offener“

Christina, Ehrenamtliche

„Ein positives Erlebnis war als E. die Musik von Äthiopien nachgetanzt hat. Er hat erzählt von der Musik, den Filmen und dem Essen und der Geografie aus Äthiopien. Die Leute kommen gerne zum Lighthouse. Sie haben immer ein Lächeln auf den Lippen. Das war genau das Richtige für mich um aus meinem Schneckenhäuschen rauszukommen.

Ich hatte vorher keine Berührungsängste aber jetzt bin ich auf alle Fälle offener. Es war viel Small Talk, man lernt unbekannte Menschen mit ihren Geschichten kennen – nicht nur ‚Geflüchtete'“.


„Mit den Jungs hier war es wie mit Klassenkameraden“

Jakob, Praktikant

Ich habe eine Woche lang jeden Tag das Lighthouse geöffnet. Die ersten 1-2 Stunden waren meist wenig Leute da, aber danach kamen viele und wir haben ziemlich viel geredet. Ich habe bei den Hausaufgaben geholfen. Meistens habe ich einfach nur zugehört. Die älteren Leute haben mehr von früher erzählt, von ihrer Reise oder von der Arbeit. Die jungen Leute reden lieber über Schule, welche Fächer sie haben, was sie werden wollen oder einfach über Musik oder so.

Besonders aufgefallen ist mir wie fleißig nach Jobs gesucht wird und nach Ausbildungen und wie fleißig alle in der Schule sind. Sie wollten die Hausaufgaben nicht nur richtig machen, sondern auch alles verstehen.

Mit den Jungs hier war es wie mit Klassenkameraden, wir haben über die gleichen Themen gesprochen.


„Sie sind im Kern so herzensgute Menschen“

Charlotte, Bufdi

Nun ist ein Jahr im Lighthouse für mich vorbei. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Es gab so viele tolle Sachen, an die ich mich gerne erinnere und viele wertvolle Erfahrungen die ich gemacht habe. Seien es die verschiedenen Ausflüge zu allen möglichen Orten in München, die Fahrten mit dem Lighthouse mobil oder einfach das Spielespielen und Teetrinken im Lighthouse. Ganz besonders werden mir aber natürlich die Leute hier in der Bayernkaserne in Erinnerung bleiben. Ich habe noch nie in meinem Leben so freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt, die so positiv und fröhlich sind, obwohl sie selbst in einer unfassbaren Situation sind. Beeindruckt hat mich auch sehr zu sehen, dass die kurdischen Jungs, die nach außen hin immer auf richtig harte Gangster machen, im Kern so herzensgut sind und alles dafür tun, ihr neues Leben hier auf die Reihe zu bringen und ihr Ding zu machen. Ab Oktober werde ich dann Soziale Arbeit studieren, aber der Bayernkaserne bleibe ich gerne auch weiterhin neben meinem Studium erhalten.


„Hier erfährt man die normale Situation“

Greta, Praktikantin

Ich hatte davor schon Kontakt zu Geflüchteten, aber nur zu UMFs und die waren an ein Projekt angebunden. Hier erfährt man die normale Situation, der Leute, die oft jahrelang im Asylverfahren hängen. Was mir besonders gut gefallen hat waren die Ausflüge an die Seen. Am meisten erinnere ich mich an die entspannte Atmosphäre und die Normalität. Als wäre ich einfach mit Freunden am See, was ich ja auch war. Nach 6 Wochen kann man das auch Freundschaft nennen.

Besonders berührt hat mich die Geschichte von einem afghanischen Mann von Zuhause, er war noch nie in der Schule. Das hat mich einfach geschockt. Er hat das gar nicht traurig oder wütend gesagt. Das war einfach nur eine Feststellung.


„Schön, dass ihr da seid!“

Shiva, Ehrenamtliche

Dadurch dass ich selbst Flüchtling war (wir waren nicht so viele aus dem Iran) hat mich das sehr an meine eigene Erfahrung erinnert. Ich war auch ein bisschen traumatisiert. Durch das Helfen konnte ich mich wieder an die Zeit erinnern und heilen. Wie dunkle Schatten, die in meinem Kopf geblieben sind. So konnte ich mir selbst helfen und habe mich ein Stück weiter integriert gefühlt. Integration ist nicht einfach. Dass man wie ein Einheimischer sein will. Ich konnte durch das Lighthouse selbst auch viel über das deutsche System lernen.


Authentische Erfahrungen auf Augenhöhe

Es war eine transformierende Erfahrung für mich, eine Woche im Lighthouse mitzuhelfen. Die Leute hier haben alles zurückgelassen, um ein neues Leben zu beginnen. Und wir haben so viel zu geben. Die Bewohner*innen wollen meistens einfach nur jemanden zum Reden. Sie wollen ihre Geschichten teilen und auf Augenhöhe mit jemandem sprechen. Ich war beeindruckt, wie viele Menschen in der Bayernkaserne eine Ausbildung machen. Das macht mir Hoffnung. Mit Frauen in Kontakt zu kommen ist schon schwieriger, sie sind immer beschäftigt. Mein Highlight in dieser Woche war die Weihnachtsfeier in Haus 18, wo alle viel Spaß hatten. Die Frauen haben mir ihre Babys gegeben, um tanzen zu können. Ich habe das Gefühl, dass ich hier viel Echtes gesehen habe. Zuhause erfährst du ja nur was im Fernsehen oder in der Zeitung steht.

– Luciene, Ehrenamtliche


Menschen erleben

Die Leute am Lighthouse Welcome Center® waren sehr dankbar, sogar über kleine Gesten. Ich habe unterschiedliche Sachen mit verschiedenen Menschen gemacht. Einer kam mal wegen einer Ausbildung und war so dankbar, dass ich ihn an eine Beratungsstelle verwiesen habe, dass er hinterher immer wieder vorbeigelaufen ist und mit mir gesprochen hat. Ich persönlich kann jetzt besser einschätzen, was die Personen, die hier wohnen, erlebt haben und sie dadurch besser verstehen. Ich habe viel Mühle mit E. gespielt und dann wollten alle anderen auf einmal auch alle. 🙂 

Hier kann man die Menschen und ihren Alltag hautnah erleben. Nicht nur darüber lesen.

– Philipp, Praktikant


Einfach mal zuhören

Es war schön mit den Geflüchteten zu reden. Vor allem hat es mir gefallen, ihnen zuzuhören, wenn sie von ihrer Vergangenheit gesprochen haben.

Auch den Ehrenamtlichen habe ich gerne zugehört, wenn sie mir erzählt haben, weshalb sie sich engagieren und über deutsche Politik redeten. Ich glaube, ich habe den Geflüchteten nicht geholfen, sondern wir haben uns gegenseitig geholfen. Ich bin auch nur ein Gast in München. Wir waren zusammen neu in München, sind ausgegangen und haben die Stadt zusammen erlebt.

– Silver, Ehrenamtliche


Bereicherung durch Begegnungen

Hannah Paul

Fröhlichkeit, Herzlichkeit, arabische Musik; Lustige, interessante, bereichernde, helfende Gespräche; Geschichten, schwere, schöne; Neue Kulturen; Tee, Tänze, neue Freundschaften; Beratung und Hilfe bei den unterschiedlichsten Anliegen, das Lächeln und der tiefe Dank für jede kleine Hilfe. So viel man gibt, so viel bekommt man mindestens zurück. Unschätzbare Erfahrungen und tolle Begegnungen. Eine erfüllende Arbeit, voller Energie.

– Hannah Paul, Praktikantin


Multiplikation durch süßen Tee

Ich habe ein paar sehr nette Begegnungen gehabt, mein Bewusstsein, was die Flüchtlingsthematik betrifft, deutlich verbessert, in ganz

Nico Dettmann

bescheidenem Maße zwei bis drei Flüchtlingen helfen können, für mich festgestellt, dass eine ehrenamtliche Aktivität, wenn ich denn mal mehr Zeit habe, durchaus etwas ist, das mir Freude bereiten könnte – und eine Menge zu süßem Tee trinken dürfen.

Wenn ich auf diese Woche zurückblicke, so muss ich sagen, dass ich schon mit vielen Leuten über meine bescheidenen Erfahrungen geredet habe, und dadurch unbewusst zum Multiplikator (zumindest für Informationen) geworden bin. Das hat auch was.


Lächeln als Sprache

Lighthouse
Aylin Tekin

Ich habe während meiner Arbeit im Lighthouse viele persönliche Erfolge erlebt . Der einfachste und vielleicht größte Erfolg ist das Lächeln und die Dankbarkeit der Flüchtlinge. Außerdem ist es sehr schön zu erfahren, wenn eine Empfehlung an Flüchtlinge wahrgenommen wird und sie mir im Anschluss davon berichten. Teilweise lehren mir die Flüchtlinge einfache Sätze in ihren Sprachen, sodass sie mich und ich sie in ihrer Muttersprache begrüße. Die Freude, die ich selber an der Arbeit habe, ist für mich der größte Erfolg.

– Aylin Tekin


Ein Brief mit Herz

Nach meiner Erfahrung im Libanon, ist es bei Arabern nicht üblich, explizit Dankeskarten oder -briefe zu schreiben. Umso mehr hat es mich gefreut und gerührt, von zwei syrischen Brüdern unten stehendes Schreiben zu erhalten. Sie hatten eine gute Weile in der Bayernkaserne gelebt, weshalb sie Unterstützung von mehreren engagierten Ehrenamtlichen in verschiedenen Bereichen erhalten hatten. Den Brief formulierten sie auf Arabisch, dann ließen sie ihn ins Deutsche übersetzen.

„Meine Lieben …
wie wunderbar ist es, wenn der Mensch wie eine Kerze wirkt, die den Weg der Suchenden beleuchtet und sie an die Hand nimmt, um sie in Sicherheit zu bringen, ihnen bei der Überwindung der Wellen der Rückschläge und der Schwierigkeiten zu helfen.
Wir sind hierher gekommen und hatten Nichts… und Sie haben uns Alles gegeben… Auch das Kleinste, was Sie uns gegeben haben, bedeutet für uns viel in dieser, für uns völlig neuen Welt.
Das, was Sie uns zur Verfügung gestellt haben, werden wir nie vergessen, keiner von uns wird es vergessen, unabhängig davon, wie klein es scheinen mag.
Wir sind in Ihrem Land, und Sie sind in unserem Herzen. Sie haben mit uns an unseren Schmerzen teilgenommen. Und wir wollen jetzt mit Ihnen unser Fastenbrechenfest feiern. Anlässlich unseres Festes “Eid ul-Fitr“ wollen wir Ihnen ein liebevolles Dankschreiben aus unserem Herzen senden, und hoffen, dass es Ihr Herz berührt…
Vielen Dank für die Zeit, die Sie uns geschenkt haben.
Sie sind toll.

Adnan und Ahmad“

Dankesbrief syr. Brüder

– Reem


Missverständnis mit heiterem Ende

Vor einigen Monaten war ein syrischer Flüchtling sehr interessiert an den Angeboten des Lighthouse, besonders die Deutschkurse. Er konnte es kaum erwarten und so fingen wir gleich an, ein paar Wörter und Sätze zu lernen. So sammelten sich am Lighthouse um die 8

Roberto Pasti
Roberto Pasti

Flüchtlinge, um dem spontanen „Deutschkurs“ beizuwohnen. Sie stellten viele Fragen und übten fleißig.  So war die Frage, was EINGANG bedeuten soll, da sie es in der Bayernkaserne oft gelesen hätten. Ich fragte den „Schüler“, ob jemand wüsste, was ein Schild mit der Beschriftung EINGANG hier in der Bayernkasserne bedeuten könnte. Ich bekam einen Lachkrampf, als zwei Afrikaner die Antwort gaben: „Es ist eine Gruppe von Personen, die zu einer Gang gehören. Da darf man nicht rein, wenn man nicht zu der Gruppe gehört“.

– Roberto Pasti


„Wie man in den Wald hineinruft…..“

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Ich habe im Sommer 2016 im Lighthouse angefangen. Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wie ich den Menschen begegnen könnte und bin mit Berührungsängsten zu meinem ersten Einsatz gegangen.
Das war nicht nötig, denn es hat sich – wie immer – gezeigt: „Wie ich in den Wald hineinrufe, kommt es auch zurück“, heißt, wenn ich den Menschen freundlich begegne, kommt genau auch Freundlichkeit zurück.
Ich habe inzwischen auch außerhalb der Bayerkaserne das „komische Gefühl“ verloren, wenn mir fremd aussehende Menschen begegnen. Man muss sich selbst die Chance geben, im Anderen nur den Mitmenschen zu sehen.

– Anonym


Viele Wege, ein Ziel

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Ein Afghane, ein Syrer und eine Eritreerin kamen zusammen zu uns, um einen Kaffee zu trinken. Sie waren alle ungefähr gleich alt, Mitte zwanzig,  und sprachen auf Englisch miteinander, gut gelaunt. Auf der Weltkarte, die wir am Lighthouse ausliegen haben, zeigten sie uns und sich gegenseitig ihre Fluchtrouten. Einmal Balkanroute, zwei Mal Mittelmeer. Drei Mal von unterschiedlichen Orten geflohen und drei Mal angekommen und jetzt mit den Köpfen über der Landkarte, mit dem Finger einen Weg nachzeichnend. »Bye« und »thank you« sagten sie dann und dass sie jetzt zusammen in die Stadt fahren würden. Wie Freunde das eben so machen.

– Nadja Schlüter


Meine erste Schicht am neuen Standort

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Jacqueline Ratnam

Ich kam voller Vorfreude in der Bayernkaserne an und konnte es nicht erwarten endlich aufzumachen.
Mit den  neu erstellten Materialien in der einen Hand und dem neuen Aufteller in der anderen Hand, habe ich die Schicht begonnen.
Lange und vor allem lustige Gespräche gehörten zu der Haupttätigkeit. Ich habe mich gefreut, bekannte Gesichter zu sehen und mich im Namen merken recht gut geschlagen.

Der Höhepunkt an diesem Tag war das spontane, gemeinsame Tanzen mit einigen Bewohnern.
Als Musik aus einem Lautsprecher ertönte fanden sich plötzlich alle in einem Kreis zusammen und haben getanzt. Nach nur kurzer Zeit wurde ich dazu eingeladen mit zu machen. Die Atmosphäre war wunderbar und eher auf freundschaftlicher Basis. 
Ich kann nur immer wieder betonen, wie erfüllend diese Schicht war. Es macht Spaß engeren Kontakt zu den Bewohnern und somit zu anderen Kulturen zu haben.


Das 1×1 deutscher Kultur

Daniela Spießl
Daniela Spießl

Ich finde es immer wieder amüsant, wenn mich männliche Besucher am Lighthouse Mama oder Sister nennen. Ich nehme es als Kompliment und freue mich als Freimannerin, wenn ich ihnen ein paar meiner grünen und einladenden Lieblingsplätze empfehlen kann, um noch was anderes zu sehen als Mauern, Zäune und stark befahrene Straßen. Natürlich wollen die meisten zur Arena und finden den FC Bayern gaaaaaaanz toll. Ich nicht! Aber ich bin Fußball-Fan und dann fachsimpeln wir über den europäischen Fußball oder die Nationalteams und ich merke, wie erstaunt die jungen Männer sind, dass ich mich als Frau dafür interessiere und auskenne.
Darüber hinaus kommt es immer recht gut an, wenn ich ihnen Tipps und Tricks an die Hand gebe, die es ihnen hier leichter machen, nicht nur als Flüchtling wahrgenommen zu werden: Am lustigsten finden sie es, wenn ich ihnen rate, sich eine Zeitung zu kaufen und sie sich, wenn sie in der Stadt oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, einfach unter den Arm zu  klemmen. Oft höre ich dann…“ah, that´s the game!“  und wir reden darüber, wie sehr sich das äußere Erscheinungsbild darauf auswirkt, wie die Deutschen auf sie reagieren oder sogar zugehen. Wir lachen dann immer und sagen , „yes, you´re all students…and you study the German people!“


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Markus Weckler

Ein Kompliment…

Vor einiger Zeit kam mal ein Flüchtling aus dem Libanon ans Lighthouse, ein Moslem. Ihn beeindruckte sehr, wie die Menschen in Europa, insbesondere in Deutschland bzw. im Speziellen im Lighthouse, sich für die Flüchtlinge einsetzen. Da hat er in seinem muslimischen Umfeld in seiner Heimat gegenteilige Erfahrungen gemacht.

Er sagte:
„Ihr Menschen in Europa seid die wahren Moslems!“

Ich denke, das ist ein tolles Kompliment an uns, egal ob wir unsere Motivation aus dem christlichen Glauben oder einem humanitären Hintergrund schöpfen.


„Willkommen“ – mal andersherum

„Welcome!“ – sagte der Mann mit dem warmen Handschlag und den fröhlichen, erfahrenen Augen. Im Lighthouse Welcome Center heiße ich öfters Leute willkommen. Das war aber das erste Mal, dass mir jemand das gewünscht hat!

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Andrea Sarmiento

Es war Winter und durch den Regen war unsere Schicht ein bisschen ruhiger, was auch heißt, mehr Zeit für diejenigen zu haben, die der Regen nicht aufhält. Nach zwei Tagen in München und in der Kaserne hat sich ein älterer Mann nur mit einer Sommerjacke in das kalte Wetter getraut. Durch Neugier und einem Drang zu reden haben wir nähere Bekanntschaft gemacht. Seine Reise nach Deutschland war nicht lang, aber sehr hart und die Sehnsucht nach etwas, was es nicht mehr gibt, war groß. Das war aber für ihn keine Unterhaltung, die er weiter führen wollte. Stattdessen musterte er meine Locken und meine dunklen Augen, die er Deutschland nicht richtig zuordnen konnte. Damit hat er Recht. Geboren in Schweden mit chilenischer Herkunft und mit weniger als 7 Jahren Aufenthalt in Deutschland – das fand er natürlich nicht gerade normal. In meiner Vergangenheit sah er aber Hoffnung und fragte mit großem Enthusiasmus wie ich mich hier willkommen fühle und was er machen müsse, um einen Job zu bekommen. Soweit ich konnte, habe ich ein paar bescheidene Tipps gegeben, auch wenn es mir sehr bewusst ist, dass die Situation anders ist. In seinen Augen waren wir aber gleich. Irgendwann waren wir beide für diese Gesellschaft fremd. Nach meiner Geschichte nahm er meine Hand, drückte sie bestimmt, aber zärtlich und wünschte mich willkommen. „Wir schaffen das!“, meinte er. Wir lachten so herzlich zusammen.

Wir brauchen alle ein Willkommen, weil wir zu unserer Gesellschaft gehören möchten. Und noch ergreifender ist es, wenn die Gesellschaft der Zukunft dich willkommen heißt.


Zusammenführung

„Es kam eine afghanische Familie zu uns, die bereits seit ein paar Jahren in Deutschland lebte und fragte nach, ob ich ihnen helfen könne ihre Cousine zu finden, die laut ihrem letzten Wissensstand nun in der Bayernkaserne wäre. Aber ihre Cousine habe kein Handy und sie

Serena Widmann
Serena Widmann

können sie also nicht erreichen, um einen Treffpunkt auszumachen und aufs Gelände der Bayernkaserne dürfen sie ja nicht. Ich ließ mir genaue Namen und Geburtsdatum geben und bin dann in Haus 58 gegangen, denn als alleinstehende junge Dame war mir klar, dass sie zu 99 % hier zu finden sei. Und tatsächlich, die Security konnte mir das Zimmer nennen und ich begab mich zu ihr. Sie sprach kein Englisch und nur mit Händen und Füßen konnte ich ihr erklären, dass sie mit mir mitgehen solle. Das tat sie auch – schüchtern und langsam und unwissend was ich wollte. Als wir dann durch Tor kamen und ihre Familie dort schon wartete, brach sie in meinen Armen zusammen und fing bitterlich zu weinen an. Ich brachte sie vorsichtig auf die Bank beim Lighthouse und dort fielen sich ihre Cousine und sie in die Arme. Als ich fragte, ob alles okay sei da meinte ihre deutschsprachige Cousine nur: „ Wir sind so unendlich glücklich uns gefunden zu haben. Wir hätten nicht gewußt, wie wir das ohne Sie geschafft hätten. Das sind nur Freudentränen“.“

„Nachdem ich für die Organisation und Verteilung von Freikartenkontingenten für Veranstaltungen, Clubs und Events zuständig bin, ist das Lighthouse immer unser Treffpunkt und für mich auch ein guter Ort, um interessierte Flüchtlinge während meiner Schichten zu akquirieren. Am schönsten ist es aber dann, wenn ich wieder Schicht habe und die jungen Menschen zu mir kommen und sich immer wieder bedanken für einen unvergesslichen Abend z.B. im Theater … dass sie diesen Abend nie vergessen werden und so glücklich waren für ein paar Stunden. Das macht mich dann auch sehr glücklich!“


Kleines mit großer Wirkung

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Thomas Schindlbeck

„Auf meinem Nachttisch liegt seit einiger Zeit ein einsames „Werther’s Beste“ Bonbon … die Geschichte dazu: Ein Syrer kam zu mir ans Lighthouse und ließ sich von mir ein Infopaket zusammenstellen, hat sich bedankt und mir erzählt, dass ihm schon so viele Leute in Deutschland geholfen haben. Er fühle sich schlecht, weil er nichts habe, um sich dafür erkenntlich zeigen zu können. Ich meinte, ein Dankeschön und ein Lächeln würden diesen Leuten genügen. Nach ein paar Minuten kam er zurück und reichte mir besagtes Bonbon – das sei das Einzige, was er noch habe, und er möchte es mir gerne schenken, weil ich mir gerade so viel Zeit für ihn genommen und geholfen hätte. Das hat sogar mich als mittlerweile altes Ehrenamtseisen sehr bewegt …“